van Frieda

„Einmal entlang der Küste Europas mit einem Van reisen“ schwärmten wir im Frühling 2015 in Dominiks Studentenbude noch und heute ist es unsere Hochzeitsreise – auf unbestimmte Zeit.

Auch wenn Dominik im Schuhkarton reisen gehen würde, ist unser Bus Frieda zum Glück doch etwas größer geraten. Einige Monate mit dem Beagle auf engstem Raum zu leben und der Gedanke an mehrere, aufeinanderfolgende Regentage führten zu einem Kastenwagen mit Stehhöhe. Ein Iveco Daily ist es eher zufällig geworden – Frieda stand in der Nähe und war mit unserem Budget finanzierbar. Trotz Schönheitsmakel und einiger Roststellen haben wir uns für sie entschieden, in der Hoffnung, dass sie uns Europa zeigen wird.

Ist das nicht ganz schön teuer? Ihr hättet doch für das gleiche Budget auch ein gebrauchtes Wohnmobil kaufen können!

Hätten wir, aber dann würde Dominik den Moment, in dem er den Lichtschalter in unserem Bus das erste Mal umlegte, nicht als besser, als die Abgabe seiner Masterarbeit beschreiben können. Ausbauen ist eine Passion. Man muss es lieben, dass nicht jede Kante perfekt ist, aber es ermöglicht eben auch Selbstverwirklichung. Wir haben Fächer, Sanitäranlagen und Strom nach unseren Bedürfnissen konstruiert, die es so im baufertigen Camper nicht gegeben hätte.

Wisst ihr denn wie das geht?

Nein, aber einen Bus auszubauen ist heute zutage keine Raketenwissenschaft mehr. Es gibt unzählige Bücher, Blogs und Videos im Internet. Wir haben viel Zeit in die Recherche investiert und wissen genug, um in die von Campern geliebte Fachsimpelei mit einstimmen zu können.

Wie sieht das Leben in eurem Camper aus?

Unsere Highlights

Wie bei jedem Projekt gelingt nicht alles zu 100%. Manche Bauweisen haben sich schon nach wenigen Tagen als besonders clever herausgestellt, andere werden wir noch einmal ausbessern. Jeder von uns hat jedoch seine kleinen Lieblingsstücke:

  • Die Babywal-Pumpe

Nicht nur der Name ist grandios, sondern auch die Funktionsweise. Wir haben lange nach einer mechanischen Lösung für unsere Wasserversorgung im Camper gesucht, die keine Elektronik benötigt und möglichst Wasser sparend arbeitet. Die Babywal-Pumpe wird häufig auch auf kleinen Booten verbaut und mit dem Fuß bedient. Über sie lässt sich das Wasser gut regulieren. Ein kleiner Tritt transportiert nur ein paar Tropfen, ein großer Tritt tatsächlich einen ganzen Schwall Wasser.

  • Der Spirituskocher

Gekochte Kartoffeln, Pizza, Kuchen auch unterwegs zaubern? Eine unserer besten Entscheidungen war der Spirituskocher. Keine Gasabnahme zu benötigen, sowie das Auffüllen durch den überall erhältlichen Spiritus waren Hauptargumente für diese Wahl. Es ist ein simples System, bei der sich die Hitze gut regulieren lässt und dank der großen Spirituskammern auch eine lange Kochzeit von Lebensmitteln möglich ist. Er ist tragbar und macht somit auch Outdoorkochen möglich. Als Nachteil wird häufig der Geruch und der benötigte Stauraum für die einzelnen Spiritusflaschen aufgeführt. Fehlender Stauraum stellt bei uns kein Problem dar. Unser Herd ist so verbaut, dass der Geruch bei offener Tür direkt abziehen kann, aber wir kochen regelmäßig bei geschlossener Tür und empfinden dies nicht als störend. Mit der passenden Form lässt sich dann auf so einem Grill auch Kuchen und Pizza backen. Nach einer Wanderung der absolute Knaller.

  • Licht

In seinem selbstgebauten Camper zu sitzen und so autark zu sein, dass man durch seine Solaranlage seinen eigenen Strom generiert hat das Gefühl von Unabhängigkeit für uns nur verstärkt. Wir freuen uns auch nach den ersten Monaten noch, wenn wir auf den Lichtschalter drücken und unser kleines Reich in gemütlichem Licht erstrahlt. Sicher kann man auch ohne Elektrizität reisen, aber wir haben es relativ simpel gehalten, können mehrere Tage ohne Sonne stehen und genießen diesen „Komfort“ unterwegs.

Möbel

Während des Ausbaus hat uns der Möbelbau am meisten Freude bereitet. Wir haben einige Skizzen angefertigt und in unserem Wohnzimmer auf dem Boden probehalber abgeklebt, um die finalen Maße zu finden. Ursprünglich planten wir ein kleines Bad, am Ende musste es aber doch einer Sitzbank weichen. In dieser befindet sich ein Fach für die Elektronik, eines für die Heizung und eines als Stauraum für Tisch und Lebensmittel bspw. Ansonsten hat jeder über dem Fahrerhaus ein kleines Fach als Kleiderschrank. Im Regal über der Sitzbank ist Platz für Kleinkram und Hygieneartikel. Wir haben ein kleines Schuhregal, welches gleichzeitig als Julis Versorgungsstation dient. Und wie immer ist auch beim Ausbau Juli unser Dreh- und Angelpunkt gewesen. Unser Bett und alle anderen Möbel bemessen sich nach ihrer kleinen Höhle. Uns war wichtig, dass sie der Länge nach liegen kann und auch Stehen in ihrer gepolsterten Box möglich ist. Öffnet man die Hecktüren des Campers findet sich alles notwendige für die Reise: Klappstühle und Tisch, Gitarre, 60 Liter Wasserkanister, Werkzeug, Freizeitartikel und sämtlicher Outdoorkram. Da wir erst Kanister, Gitarre etc. angeschafft haben, konnten die Maße der Fächer genau berechnet werden und Frieda bietet damit mehr als Genug Stauraum.

Sanitäranlagen

Ein wichtiges Thema, wenn man autark stehen möchte. Unser Waschbecken befindet sich in der Küchenzeile. Eine Dusche im Camper braucht es nicht. Wir haben eine simple Outdoordusche mit 10l, die für 7 min Duschfreude reicht, bzw. nutzen wir jede Dusch- und Bademöglichkeit, die sich uns unterwegs bietet. Das „Duschen“ im Fluss ist für uns mittlerweile eines der Highlights beim Campen. Unsere Toilette ist eine Trockentrenntoilette. Sie funktioniert ganz ohne Chemikalien und ermöglicht ein einfaches Entsorgen.  Eine Lösung, die sich für uns in den ersten Monaten bewehrt hat.

Es geht immer noch besser

Würden wir bei einem zweiten Ausbau alles wieder genau so machen? Vermutlich nicht. Bei Frieda haben wir viele richtige Entscheidungen getroffen, aber als passionierter Hobbyhandwerker entdecken wir natürlich stets Verbesserungsmöglichkeiten. Unsere eingebauten Dachfenster haben wir vom Vorbesitzer des Transporters, der mit dem Ausbau bereits angefangen hatte, übernommen. Leider ist die Qualität minderwertig und so regnet es rein, sobald die Fenster beim Nieselregen aufgestellt sind. Ein vollwertiger Ausbau ist kostenintensiv, meist durch Schönrechnung noch teurer, als erwartet. Man muss also die richtige Stelle zum Sparen finden, sonst baut man auf einem Campingplatz irgendwo in Österreich die Fassade zurück, um die Ursache für die nasse Bettdecke zu finden. Unsere Schubfachkonstruktionen ruckeln uns zu sehr. Insbesondere der Auszug der Kühlbox hat uns vor der großen Abfahrt den letzten Nerv geraubt und musste schon vor Reisestart provisorisch fixiert werden. Keine Fehlkonstruktion aber ein Nice to Have wäre eine vergrößerbare Küchenarbeitsplatte. Insbesondere beim Kochen wird es schnell eng und müssen schnell Türmchen auf der Arbeitsplatte zu bauen. Ein immer hungriger Beagle erfordert nämlich eine Mindesthöhe für die Platzierung von sämtlichen Lebensmitteln und Müll.

Tour durch den Bus

Haben wir während des Ausbaus mit dem Gedanken gespielt Frieda nach der großen Reise zu verkaufen, gefällt uns diese Idee nun immer weniger. Zu sehr hängt das Herz an den mit ihr verbundenen Abenteuern. Zu sehr genießen wir die Freiheit mit ihr auf Reisen zu gehen, aber vor allem ist sie zu sehr zuhause geworden.